Das Projekt "Krieg = daDa" wird auch 2012 fortgesetzt.
Premiere 28.September 2012
Beginn 20.00
Klosterruine Arnoldstein
"Spuren nach Theresienstadt"
Ein Film mit Herbert Thomas Mandl - PREMIERE
Der Komponist Pavel Haas verbeugt sich, nachdem seine "Studie für Streichorchester" unter dem Dirigenten Karel Ančerl 1944 in Theresienstadt gespielt worden ist. Das Photo ist ein Standbild zu den Dreharbeiten zum Propagandafilm "Ein Film aus dem jüdischen Siedlungsgebiet". Mitglied dieses Streichorchesters und ebenfalls auf dem Photo zu sehen ist der Geiger Herbert Thomas Mandl, er ist ein echter Zeitzeuge des 20. Jahrhunderts. Herbert Thomas Mandl wird 1926 in Bratislava (Pressburg) geboren, sein Vater hat im Ersten Weltkrieg in der k.u.k. Armee als Artillerist an der albanischen Front gekämpft. Mandl verbringt seine Kindheit in Ostrava (Ostrau) und Brno (Brünn). Schon als Kind erhält er Violinunterricht. Nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten muß er mit seinen Eltern in das Ghetto von Prag ziehen, danach Deportation in das Konzentrations(vorzeige)lager Terezín (Theresienstadt). Dort lernt er den Komponisten Viktor Ullmann kennen. Ullmann wird sein Lehrer und Dirigent. Mandl spielt in mehreren Orchestern, unter anderem im Orchester von Karel Ančerl und für Viktor Ullmann in dessen verschollenen Werk "Villon". Deportation nach Auschwitz, von Auschwitz mit seinem Vater Todesmarsch in das KZ Dachau-Kaufering IV, der Vater stirbt dort. Herbert Thomas Mandl überlebt, er entgeht der angeordneten Erschießung, weil ein SS-Mann den Befehl verweigert, er erlebt die Befreiung durch die amerikanische Armee. Nach dem Krieg arbeitet Mandl als Hochschulprofessor im Fach Violine am Konservatorium in Ostrau. Er gerät im Kalten Krieg mit dem herrschenden System in Konflikt. Spektakuläre Flucht als Tourist über Kairo und die dortige amerikanische Botschaft, Aufenthalt in einem ägyptischen Gefängnis; er wird nach Griechenland ausgeflogen und dort in einem Lager vom amerikanischen Geheimdienst verhört. Mandl kommt nach Westdeutschland, er wird für einen Ostagenten gehalten; lebt zwischen Verhören mit westlichen Geheimdiensten und östlichen Undercoveragenten. Die deutschen Behörden verweigern ihm die Anerkennung als politisch Verfolgter. Mandl findet Aufnahme bei Heinrich Böll und wird sein Privatsekretär. Gemeinsame Planung der Flucht seiner Frau aus Ostrava. Heinrich Böll schmuggelt während eines Besuchs in Prag unter dramatischen Umständen Mandls Frau in einem umgebauten Wagen über die Grenze. Danach plant Mandl mit seiner Frau Slavi, die selbst eine ausgezeichnete Konzertpianistin ist (beide treten auch gemeinsam in Konzerten auf), das Leben in den Vereinigten Staaten von Amerika fortzusetzen. Slavi Mandl findet in USA sofort Arbeit als Konzertpianistin und Musikpädagogin. Für Herbert Thomas Mandl gestaltet sich die Lage schwieriger. Erst in Seattle im Bundesstaat Washington findet er Arbeit als Pfleger in einer Psychiatrie. Beide kehren schließlich nach Deutschland zurück und leben fortan in Meerbusch bei Düsseldorf. Slavi Mandl arbeitet weiter als Klavierlehrerin, Herbert Thomas Mandl wird mit der Hilfe von Heinrich Böll Lehrer. An Uraufführung der szenischen Darstellung des Frankfurter Auschwitzprozesses "Die Ermittlung" von Peter Weiss arbeitet Mandl als Zeitzeuge an der Inszenierung mit. Seinen Doktor der Philosophie ist ihm von dem kommunistischen Regime in der Tschechoslowakei aberkannt worden, diesen erhält er in den neunziger Jahren zurück. Mandl arbeitet als Autor vor allem an Romanen, Essays und Theaterstücken. 1998 dreht der ORF einen Filmessay über Herbert Thomas Mandl. Im Jahr 2006 sendet der ORF im Radioprogramm Ö 1 in der Reihe "Menschenbilder" ein Porträt von Herbert Thomas Mandl. Seine Romane sind im Bernadus-Verlag, Dittrich-Verlag, Boer-Verlag und im Wishbohn-Verlag erschienen. Von seinen Theaterstücken sind folgende Stücke von ARBOS – Gesellschaft für Musik und Theater uraufgeführt worden: "Die Reise ins Zentrum der Wirklichkeit" 1997 mit Aufführungen in Hallein und Klagenfurt, "Der dreifache Traum von der Maschine" 2004 mit Aufführungen in Prora auf der Insel Rügen (Deutschland), Arnoldstein, Villach und Salzburg, „Der vertagte Heldentod" 2005 mit Aufführungen in Prora auf der Insel Rügen (Deutschland), Arnoldstein, Villach und Salzburg sowie 2006 "Das Ziel der Verschollenen" in Arnoldstein, Hallein und Villach. Mandls Frau Slavi stirbt im Dezember 2005. Im Feber 2007 ist Herbert Thomas Mandl in Meerbusch gestorben. In Arnoldstein ist Herbert Thomas Mandl 2004 persönlich bei der Premiere seines Stückes "Der dreifache Traum von der Maschine" anwesend gewesen und ist auch dem Publikum für ein Gespräch zur Verfügung gestanden. Dieser Film mit Herbert Thomas Mandl (Kamera: Robert Schabus, Schnitt & Grafik: Erich Heyduck, Interview & Buch: Herbert Gantschacher) zeigt Herbert Thomas Mandl als einen beeindruckenden, unbeugsamen und ethisch verantwortungsvollen Zeitzeugen des 20.Jahrhunderts.