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Programm - Beschreibung | |
6. Juni – 22. November 2008 Toihaus Salzburg 6. und 7.Juni jeweils 20.02 Ein Philosoph hat eine Möglichkeit gefunden, um Verbrechen präventiv zu bekämpfen. Die Polizei wird diese wissenschaftliche Methode prüfen. Das erste Opfer dieser Methode wird der Philosoph selbst. neuebuehnevillach „Der Große Krieg – Es lebe die Republik !“ Im Jahr 1918 endet der Große Krieg, der 1914 begonnen worden ist. Dieses Symposion setzt sich mit dem Ende der Habsburger-Monarchie in Cisleithanien (Österreich) und Transleithanien (Ungarn). Aus dem geschichtlichen Kontext heraus ist es bemerkenswert, dass die Monarchie 1914 mutwillig den Großen Krieg herbeigeführt hat. Es ist eine Legende der Geschichte, dass das Attentat von Sarajevo Ursache für den Großen Krieg war. Das Attentat am 28. Juni 1914 in Sarajevo wurde von den Spitzen der Monarchie – von Kaiser Franz Joseph I., dem k.k. Ministerpräsidenten Stürgkh, dem ungarischen Ministerpräsidenten Tisza, dem Minister des kaiserlichen und königlichen Hauses und der Äußern Berchtold mit seinem Kabinettchef Hoyos, dem kaiserlichen und königlichen Kriegsminister Krobatin, dem Generalstabschef der kaiserlichen und königlichen Wehrmacht Conrad – wurde vielmehr zum Anlass genommen, um das „Lombardei-Projekt“ der Habsburger-Monarchie am Balkan voranzutreiben, das heißt, die Gebietsverluste der Habsburger-Monarchie in Oberitalien im 19. Jahrhundert durch Gebietserwerb am Balkan zu kompensieren, der erste Schritt dazu war ja bereits 1908 erfolgt, als sich Kaiser Franz Joseph I. die osmanischen Provinzen zu seinem Namenstag schenkte. Gegen diese Politik am Balkan war der außenpolitische Berater des Thronfolgers Franz Ferdinand, Heinrich Lammasch. Durch den Tod des Thronfolgers in Sarajevo ist der Einfluss von Lammasch dann in weiterer Folge nicht mehr vorhanden gewesen. Die Monarchie startete am 25. Juli 1914 mit der Kriegserklärung den Feldzug gegen Serbien. Noch am 30. und 31. Juli hatte sich der englische König Georg im Namen der Ententemächte Großbritannien, Frankreich und Russland in einem Telegramm an die Herrscher in Berlin und Wien mit der militärischen Intervention einverstanden erklärt, wenn damit ein Großer Krieg in Europa abgewendet werden kann. Jedoch ordnete am Kaiser Franz Joseph I. am 31. Juli 1914 die Generalmobilisierung der k.u.k. Wehrmacht an und löste damit den Großen Europäischen Krieg aus. Österreich-Ungarn wird dann im August 1914 auch völkerrechtswidrig (weil ohne Kriegserklärung) seine Truppen in Belgien einsetzen, um die deutschen Truppen zu unterstützen. In diesen Schritten ist bereits das Ende der Habsburger-Monarchie vorgezeichnet, das nur durch einen totalen Sieg der Zentralmächte hätte verhindert werden können. Erst der Nachfolger von Kaiser Franz Joseph I. Karl erinnerte sich wieder an den weltweit anerkannten Völkerrechtler Heinrich Lammasch. Lammasch wies auf die völkerrechtlichen Probleme der Kriegsführung Österreich-Ungarns hin, die Entente hatte nämlich 1918 ein Schuldeingeständnis für Friedensgespräche verlangt, dass die österreichisch-ungarische Wehrmacht in Belgien 1914 völkerrechtswidrig einmarschiert war. Die Habsburger-Monarchie hatte darüber hinaus noch große finanzielle Probleme. Schon am 6. September 1917 muss der königliche ungarische Ministerpräsident Wekerle im gemeinsamen Ministerrat eingestehen: „Oesterreich-Ungarn habe unter allen kriegsführenden Großmächten die geringste Golddeckung; für Auslandszahlungen stehen dermalen nicht viel mehr, als der deutsche 100 Millionen Mark-Kredit zur Verfügung. Man werde, wenn keine Abhilfe geschaffen werde, schon in den nächsten Monaten dahin kommen, nicht die geringste Zahlung mehr an das Ausland leisten zu können.“ Und die größte Bedrohung für die Habsburger-Monarchie war der innere politische Zustand der beiden Reichshälften, der durch die 14 Punkte des amerikanischen Präsidenten Wilson und dem daraus sich ergebenden Selbstbestimmungs-recht der Völker bestimmt war. Während die Nomenklatura des Habsburger-Reiches noch an die Illusion des Fortbestandes der Doppelmonarchie glaubte, begann das mitteleuropäische Zentralreich der Habsburger bereits zu zerfallen. Die Nationalitäten bildeten ihre eigenen Regierungen, so auch der so genannte deutsch-österreichische Teil der Habsburger-Monarchie. Die letzten Gesetze setzte Kaiser Karl am 26.August 1918 in Kraft; die letzte Verordnung des Amtes für Volksernährung wurde am 13. Oktober 1918 erlassen (auf Grundlage des „Kriegswirtschaftlichen Ermächtigungsgesetzes“ vom 24. Juli 1917 – dieses Gesetz wird in der ersten Republik zur Vernichtung der Demokratie von Kanzler Dollfuß 1933 benutzt werden!). Neben den politischen Problemen kamen auch noch soziale Probleme und Versorgungsschwierigkeiten der Bevölkerung in der habsburgischen Doppelmonarchie zum Tragen. So hatte der Geheimdienst der k.u.k. Monarchie im April und Juli 1918 schon davon berichtet, „…. dass die gegenwärtige Erbitterung der Bevölkerung mehr denn je einen fruchtbaren Boden für den Sozialismus abgibt, was sich in der Tatsache bestätigt findet, dass nicht nur die niederen Volksschichten, besonders die Arbeiter, sondern auch weite Kreise der Bürger von sozialdemokratischen Ideen durchdrungen sind, die wiederholt einen bedenklich aufrührerischen Charakter annehmen … Im Allgemeinen kann festgestellt werden, dass die Lebensmittelnot und die ungeheure Teuerung immer mehr dem Sozialismus den Weg bahnen …“ Am 16. Oktober 1918 unternahm Kaiser Karl mit seinem Manifest an die Völker einen letzten hilflosen Versuch, dem Erzhaus Habsburg die Vormacht über die Völker in Mitteleuropa doch noch zu sichern. In diesem Manifest versprach der Kaiser die Umwandlung der Doppelmonarchie in einen Bundesstaat mit ihm als kaiserlichen und königlichen Herrscher. Dieses kaiserlich-königliche Ansinnen kam um Jahrzehnte zu spät. Die Völker Mitteleuropas waren schon mit dem „Selbstbestimmungsrecht“ und der Gründung eigener Staaten beschäftigt. Auch der deutsch-österreichische Teil der Habsburger-Monarchie begann sich unter Führung der Sozialdemokraten selbständig zu organisieren. Am 27. Oktober 1918 unternahm Kaiser Karl einen weiteren Versuch, um noch zu retten was zu retten wäre. Er ernannte Heinrich Lammasch zum k.k. Ministerpräsidenten. Am 30. Oktober 1918 fasste die provisorische Nationalversammlung für Deutschösterreich unter Führung des Präsidenten Karl Seitz Beschlüsse über die grundlegenden Einrichtungen der Staatsgewalt. Die Existenz der provisorischen Nationalversammlung nahm Lammasch zum Anlass, um als Ministerpräsident zu demissionieren. Die politische Verwaltung des Habsburgerreiches existierte somit nicht mehr. Um seine Herrschaft doch noch zu retten, unternahm der habsburgische Kaiser am 1. November 1918 einen letzten politischen Versuch. Auf seine Anordnung hin wird der sozialdemokratische Politiker Friedrich Adler aus dem Gefängnis entlassen (Friedrich Adler, Sohn des sozialdemokratischen Parteiführers Victor Adler, hatte am 21. Oktober 1916 auf den k.k. Ministerpräsidenten Stürgkh ein Attentat verübt, an dessen Folgen Stürgkh starb. Vor Gericht berief sich Adler auf die Verfassungsbrüche der kaiserlich-königlichen Regierung von 1914, die ihn als einen Akt der bürgerlichen Notwehr zu dieser radikalen Tat schreiten ließen). Doch Friedrich Adler propagiert in seiner ersten Rede am 6. November 1918 den Weg zu Frieden und Demokratie: „… Wir hassen aus ganzer Seele den völkermordenden Zarismus, aber wir hassen um nichts weniger die völkermordende, schwarzgelbe Barbarei … Nun ist dieses Oesterreich tatsächlich zersprengt worden …“. Am 11. November 1918 verzichtete Kaiser Karl auf Druck von deutschösterreichischen Politkern auf die Ausübung jeglicher Regierungsgeschäfte. Somit konnte die provisorische Nationalversammlung von Deutschösterreich am 12. November 1918 das Gesetz über die Staats- und Regierungsform beschließen, die zu einer republikanischen Demokratie führte. Das über mehrere Jahrhunderte herrschende naturrechtliche Prinzip des Gottesgnadentum, ausgeübt durch Kaiser und Könige, war auch in Österreich obsolet geworden. Mit der Republik begann wirkliche Demokratie, ein freies Wahlrecht für alle wurde geschaffen (dazu waren die Politik des Erzhauses Habsburg unfähig gewesen). Ermächtigungsgesetz von 1917“ und die Existenz des faschistischen Staates in Österreich als Vorbild für die weitere Entwicklung der politischen Situation in Deutschland. Am 24. März 1933 kam im Reichstag das deutsche Ermächtigungsgesetz zur Abstimmung. Um diesem Gesetz Rechtskraft zu verleihen, benötigte die Regierung Hitler
neuebuehnevillach 26.Juni 20.00 Diese Oper Viktor Ullmanns ist sein heute weltweit bekanntestes Werk. Komponiert hat Ullmann diese Oper 1943/44 im Konzentrationslager Theresienstadt. Bislang wurde die Komposition dieses Werkes immer mit der Situation in Verbindung gebracht. Neueste Forschungsergebnisse belegen, dass Ullmann bei der Arbeit an diesem Werk auf seine Kriegserlebnisse und Kriegserfahrungen im 1. Weltkrieg zurückgriff. Diese Einflüsse sind sowohl im Text des Librettos als auch in der Musik sichtbar und hörbar. Um diese Forschungsergebnisse auch einem Publikum künstlerisch sicht- und erlebbar zu machen, haben sich der Regisseur Herbert Gantschacher und der Filmemacher Erich Heyduck zu einer ungewöhnlichen Realisierung der Oper in Form des dokumentarischen Musiktheaters entschlossen, die hier zum ersten Mal präsentiert wird. neuebuehnevillach 27.Juni 10.00 – 13.00 und 15.00 – 18.00 SYMPOSION mit Vorträgen von Dr. Hubert Steiner, Jürgen Rostock, Gerald Penz, Alexander Spritzendorfer, Barbara Sauer, Gert Kerschbaumer, Dr. Ingo Schultz und Herbert Gantschacher. Der Schwerpunkt der Vorträge im Rahmen des Symposions liegt im Jahr 1918 und den politischen Folgen der Auflösung der zentraleuropäischen Habsburger-Monarchie. neuebuehnevillach 28.Juni 20.00 Dieses Theaterprojekt vereinigt in einer Vorstellung künstlerische Avantgardisten, Kritiker und Opfer des Krieges. Die italienischen Futuristen verstanden sich als Avantgardisten. Sie träumten den „Traum vom künstlerischen Krieg“. Neben Kritikern des Krieges wie beispielsweise der Dichter Paul Scheerbart gab es auch die Opfer des Krieges. In diesem Theaterprojekt vertreten sind Georg Trakl mit seinem Gedicht „Grodek“ (stirbt 1914 nach der Schlacht bei Grodek) oder auch der deutsche Dichter August Stramm (starb 1915 an der russischen Front). neuebuehnevillach 29.Juni 9.00 SYMPOSION mit Lokalaugenschein an Kriegsschauplätzen, an denen der Komponist Viktor Ullmann nach der 12. Isonzoschlacht als Beobachter bis September 1918 tätig war, nämlich in Cividale, Triest und bei Duino (Treffpunkt: neuebuehnevillach, 28. Juni 9.00)
Kötschach-Mauthen / Untere Valentinalm / Plöckenpass Dieses Theaterprojekt vereinigt in einer Vorstellung künstlerische Avantgardisten, Kritiker und Opfer des Krieges. Die italienischen Futuristen verstanden sich als Avantgardisten. Sie träumten den „Traum vom künstlerischen Krieg“. Neben Kritikern des Krieges wie beispielsweise der Dichter Paul Scheerbart gab es auch die Opfer des Krieges. In diesem Theaterprojekt vertreten sind Georg Trakl mit seinem Gedicht „Grodek“ (stirbt 1914 nach der Schlacht bei Grodek) oder auch der deutsche Dichter August Stramm (starb 1915 an der russischen Front).
Dokumentationszentrum Prora auf der Insel Rügen (Stiftung Neue Kultur) Im Herbst 1917 war Viktor Ullmann mit einer Eliteeinheit der k.u.k. Wehrmacht während der 12. Isonzoschlacht als Artilleriebeobachter in den Julischen Alpen im oberen Isonzotal. Nach dieser letzten Schlacht am Isonzo, die mit einem Gasangriff begonnen hatte, war Ullmann in Barcola in der Nähe von Triest stationiert. Bislang ist ein Abschnitt im Leben des Komponisten Viktor Ullmanns von der Forschung so gut wie keine Beachtung geschenkt worden. Neueste Forschungsarbeiten weisen nun zum ersten Mal auf entscheidende Einflüsse der Kriegserlebnisse auch auf sein musikalisches Schaffen hin. Denn in seinem bekanntesten Werk, der Oper „Der Kaiser von Atlantis oder Die Todtverweigerung“, greift Ullmann auf seine Erlebnisse und Erfahrungen im Ersten Weltkrieg zurück, Textstellen im Libretto und usikalische Zitate und Strukturen beweisen dies. Dazu gibt es auch bislang nicht veröffentlichte Dokumente und Fotos zu sehen.
Pevma / Piuma / Nova Gorica, KULTURNO DRUŠTVO ČEDERMAC (Slowenien) Diese Oper Viktor Ullmanns ist sein heute weltweit bekanntestes Werk. Komponiert hat Ullmann diese Oper 1943/44 im Konzentrationslager Theresienstadt. Bislang wurde die Komposition dieses Werkes immer mit der Situation in Verbindung gebracht. Neueste Forschungsergebnisse belegen, dass Ullmann bei der Arbeit an diesem Werk auf seine Kriegserlebnisse und Kriegserfahrungen im 1. Weltkrieg zurückgriff. Diese Einflüsse sind sowohl im Text des Librettos als auch in der Musik sichtbar und hörbar. Um diese Forschungsergebnisse auch einem Publikum künstlerisch sicht- und erlebbar zu machen, haben sich der Regisseur Herbert Gantschacher und der Filmemacher Erich Heyduck zu einer ungewöhnlichen Realisierung der Oper in Form des dokumentarischen Musiktheaters entschlossen, die hier zum ersten Mal in Slowenien präsentiert wird. Der Komponist Viktor Ullmann war Artillerist im ersten Weltkrieg. Viktor Ullmann wurde von seinem Kommandanten zum Musikoffizier in seiner Einheit ernannt. Am 23. März 1918 gab er in Barcola bei Triest ein Konzert. Konzerte dieser Art wurden meistens für wohltätige Zwecke organisiert. Das Reinerträgnis des Konzertes vom 23. März 1918 wurde den armen Kindern von Barcola und dem Invalidenfond überwiesen. Diese Oper Viktor Ullmanns ist sein heute weltweit bekanntestes Werk. Komponiert hat Ullmann diese Oper 1943/44 im Konzentrationslager Theresienstadt. Bislang wurde die Komposition dieses Werkes immer mit der Situation in Verbindung gebracht. Neueste Forschungsergebnisse belegen, dass Ullmann bei der Arbeit an diesem Werk auf seine Kriegserlebnisse und Kriegserfahrungen im 1. Weltkrieg zurückgriff. Diese Einflüsse sind sowohl im Text des Librettos als auch in der Musik sichtbar und hörbar. Um diese Forschungsergebnisse auch einem Publikum künstlerisch sicht- und erlebbar zu machen, haben sich der Regisseur Herbert Gantschacher und der Filmemacher Erich Heyduck zu einer ungewöhnlichen Realisierung der Oper in Form des dokumentarischen Musiktheaters entschlossen, die hier zum ersten Mal präsentiert wird. Toihaus Salzburg Dokumentarisches Musiktheater in einer Produktion von Herbert Gantschacher (Buch und Regie) und Erich Heyduck (Gestaltung und Schnitt) Mit dem 12.November wurde als Aufführungstermin jenes Datum gewählt, an dem sowohl in Österreich als auch in Deutschland Republiken ausgerufen worden sind und somit das nach dem Naturrecht herrschende Gottesgnadentum der Hohenzollern und Habsburger obsolet wurden. Der 12. November war der erste Schritt in beiden Ländern in Richtung demokratische Republik.
Zum Thema „Es lebe die Republik!“ wird der ungarische Komponist Theodor Burkali zum Anlass der 90jährigen Selbständigkeit und Unabhängigkeit Ungarns und Österreichs vom Erzhaus Habsburg ein musikalisches Projekt komponieren.
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